Was ist Makrofotografie?

Makrofotografie bedeutet mindestens einen Abbildungsmaßstab von 1:1. Das bedeutet, das Bild wird auf dem Sensor so groß dargestellt, wie es in der Realität ist. 1:2 wäre dementsprechend ein kleinerer Abbildungsmaßstab, bei 2:1 wird das Motiv auf dem Sensor vergrößert.


Welche Ausrüstung brauche ich?

Makrofotografie ist auch mit einer Kompaktkamera oder einem Smartphone möglich. Meist gibt es entsprechende, integrierte Programme, deren Einsatz sich durchaus lohnen kann. Leider stößt man schnell an Grenzen, wenn es darum geht, sehr kleine Motive scharf abzubilden oder unter erschwerten Bedingungen wie wenig Licht oder Wind zu fotografieren. Manchmal werden die Ergebnisse durch interne Software stark bearbeitet, so dass die Bilder einen hochwertigen Eindruck machen, solange sie auf entsprechenden Bildschirmen angezeigt werden. Für einige Anwendungen ist das ausreichend, möchte man allerdings die Bilder ausdrucken oder Ausschnitte vergrößern wird es schwierig. Für einen ersten Einstieg oder spontane Aufnahmen sind sie aber durchaus geeignet.

Kameras mit Wechselobjektiven können mit Zubehör makrotauglich gemacht werden. Es gibt Vorsatzlinsen, die auf das vorhandene Objektiv geschraubt werden und den Abbildungsmaßstab erhöhen. Ähnliches ist mit Zwischenringen möglich, die zwischen Sensor und Objektiv angebracht werden. Falls man aber häufig oder gezielt Makrofotografie betreiben möchte, ist der Kauf eines speziellen Makroobjektivs die beste Lösung, um eine hohe Qualität der Bilder zu erreichen.


Die Schärfentiefe

Der Begriff Schärfentiefe bezieht sich auf den Bereich in einem Foto, der scharf dargestellt werden kann. Bei einem Porträt ist es zum Beispiel das Ziel, den Kopf der Person scharf abzubilden, während der Hintergrund unscharf verschwimmen soll. Wäre das ganze Bild scharf, würde das Hauptmotiv nicht hervorgehoben und eine unruhige Wirkung erzielt werden. Der Gebrauch eines Makroobjektivs verringert die Schärfentiefe erheblich, so dass es oftmals schwierig ist, eine Blüte oder ein Insekt als ganzes scharf abzubilden.

Selber beeinflussen kann man die Schärfentiefe mit Hilfe der Blende. Eine größere Blende (kleinere Blendenzahl) bewirkt, dass weniger Licht erforderlich ist, die Verschlusszeit kann also kurz gewählt werden, was die Chance auf ein scharfes Bild aus der Hand erhöht. Außerdem wird der Hintergrund angenehm unscharf. Allerdings ist die Tiefenschärfe gering. Bei einer kleinen Blende (große Blendenzahl) ist mehr Licht erforderlich, was zu einer längeren Verschlusszeit und damit zu einem erhöhten Risiko für ein verwackeltes Bild führt. Die Tiefenschärfe ist größer, dafür ist der Hintergrund auch weniger verschwommen. Im Extremfall haben sie ein Bild, auf dem nur ein kleiner Teil ihres Hauptmotivs scharf abgegrenzt vor einem verschwommenen Hintergrund abgebildet wird (große Blende), oder aber ein Bild mit einem scharfen Hauptmotiv, das sich aber kaum von seinem ebenfalls scharfen Hintergrund abhebt. Es ist also notwendig, für jedes Motiv die optimale Blende zu finden. Oft ist es sinnvoll, mehrere Aufnahmen mit verschiedenen Blenden zu machen, um den optimalen Kompromiss zwischen Tiefenschärfe und Hintergrundunschärfe zu finden.



Eine weiterer Aspekt ist die Wahl der Brennweite. Eine große Brennweite stellt einen kleineren Bildausschnitt dar, was in der Makrofotografie oft förderlich ist. Allerdings verringert sich auch hierbei die Schärfentiefe. Eine kleinere Brennweite ermöglicht eine größere Schärfentiefe, der Bildausschnitt ist aber größer, so dass Sie Ihr Bild vielleicht zuschneiden oder den Ausschnitt mit Ihrem Hauptmotiv vergrößern müssen. 


Die Belichtung

Der Einfluss der Blende auf die Belichtung wurde bereits oben dargestellt. Was machen Sie aber, wenn Sie die Blende aufgrund der Lichtverhältnisse  so weit öffnen müssen, dass die Tiefenschärfe für ihr Motiv zu gering? In diesem Fall können Sie den ISO-Wert erhöhen. Dadurch wird die Lichtempfindlichkeit des Sensors verändert. Je höher der ISO-Wert, desto größer ist allerdings das sogenannte Bildrauschen, kleine Fehler im Bild, die dessen Qualität verringern. Auch die Detailauflösung wird geringer. Probieren Sie aus, ab welchem ISO-Wert Sie störende Veränderungen im Bild feststellen und finden Sie auch hier einen Kompromiss, der zu ihrer Fotosituation passt.

Eine Über- oder Unterbelichtung des Bildes lässt sich mit der Belichtungskorrektur vermeiden. Ob die Belichtung stimmt, wird mit Hilfe des Histogramms ersichtlich, das bei vielen Kameras eingeblendet werden kann. Dabei gilt: Wird die Kurve des Histogramms links abgeschnitten, ist das Bild unterbelichtet, wird die Kurve rechts abgeschnitten überbelichtet.

Manchmal ist es schwierig, helle Motive wie weiße Blüten oder dunkle Motive wie schwarze Beeren gut abzubilden. Manche Kameras haben auch leichte Probleme mit bestimmten Farben. Auch hier hilft es, verschiedene Belichtungen auszuprobieren. Dabei gilt: Helle Motive ein wenig überbelichten, dunkle Motive ein weinig unterbelichten. Manche Kameras ermöglichen es auch, den Bereich der Helligkeitsmessung manuell zu wählen.

Meiden Sie direktes Sonnenlicht. Es wirft harte Schatten und Kanten und erschwert die korrekte Farbwiedergabe. Auch wenn ein Fotospaziergang bei Sonnenschein mehr Spaß macht, besser geeignet sind die Morgen- und Abendstunden oder ein bewölkter Himmel.


Die Bildschärfe
Ein scharfes Makrofoto zu erstellen ist gar nicht so einfach. Kleinste Bewegungen sowohl der Kamera als auch des Motivs führen zu Verwacklungen. An äußeren Einflüssen wie Wind oder den Bewegungen eines Insekts können Sie wenig ändern, oftmals hilft nur geduldiges Warten auf den richtigen Moment. Versuchen Sie also, zumindest die Kamera möglichst ruhig zu halten. Im Idealfall nutzen Sie ein Stativ. Eine praktische Alternative für bodennahe Objekte ist ein Bohnensack. Möchten Sie aus der Hand fotografieren, winkeln Sie die Arme an oder stützen Sie ihre Unterarme ab. Oft haben die Kamera oder das Objektiv einen Bildstabilisator, den Sie beim Fotografieren aus der Hand einschalten, aber beim Nutzen eines Stativs ausschalten sollten. Selbst das Drücken des Auslösers kann die Kamera im entscheidenden Augenblick bewegen. Nutzen Sie den Selbstauslöser oder den Mehrfachauslöser, um das Problem zu umgehen. Mit speziellem Zubehör oder Steuerung der Kamera über das Handy ist auch eine Fernauslösung möglich.


Wegen der begrenzten Schärfentiefe ist es wichtig, auf den wichtigsten Teil des Motivs scharf zu stellen, das können bei einem Insekt die Augen oder bei einer Blüte die Staubblätter sein. Oft fällt es dem Autofokus schwer, solche Ziele zu erkennen. Stellen Sie - wenn immer möglich - manuell scharf. Nutzen Sie bei Kameras mit Display den Live Bild Modus, optimalerweise mit Lupenfunktion. Manche Kameras bieten auch optische Hilfen wie eine farbliche Markierung des scharf abgebildeten Bereichs. Soll es doch der Autofokus sein, nutzen Sie ein möglichst kleines und verschiebbares AF-Feld.


Bildkomposition

Zuletzt einige Anmerkungen zum Aufbau des Bildes. Oft sind wir geneigt, das Hauptmotiv in der Mitte des Bildes zu platzieren. Das kann gerade zu dokumentarischen Zwecken nützlich und auch optisch ansprechend sein. Es führt aber auch zu einer gewissen Eintönigkeit der Bilder. Bei vielen Kameras können Hilfslinien wie das Drittelnetz, der Goldene Schnitt oder die Fibonacci-Spirale eingeblendet werden, um alternative Positionen für das Hauptmotiv zu wählen, die als angenehm empfunden werden. Wichtig ist auch, dem Hauptmotiv genügend Platz zu lassen. Halten Sie Abstand zu den Bildrändern, geben Sie einer geneigten Blüte oder dem Blick eines Insekts Raum innerhalb des Bildes. Achten Sie auch auf den Hintergrund. Welche Elemente stören, welche können Sie in die Fotosituation einbeziehen? Setzen Sie ihr "Model" richtig in Szene!